Low-Code im Mittelstand: 5 praxiserprobte Projekte für schnelle Erfolge und nachhaltigen Mehrwert

Einleitung: Die Digitalisierungs-Notwendigkeit für den deutschen Mittelstand


Der deutsche Mittelstand ist das Rückgrat der Wirtschaft, aufgebaut auf den Säulen Qualität, Effizienz und Ingenieurskunst. Doch in einem globalen Marktumfeld, das von unterbrochenen Lieferketten, steigendem Wettbewerbsdruck und einem anhaltenden Fachkräftemangel geprägt ist, erweisen sich die traditionellen Wege der Digitalisierung oft als zu langsam, zu kostspielig und zu starr. Die IT-Abteilungen sind häufig mit der Wartung kritischer Kernsysteme ausgelastet, während der Bedarf an agilen, maßgeschneiderten Softwarelösungen in den Fachabteilungen stetig wächst.

In diesem Spannungsfeld etablieren sich Low-Code-Plattformen als eine kraftvolle strategische Antwort. Sie sind nicht nur ein weiterer IT-Trend, sondern ein fundamentaler Wandel in der Art und Weise, wie Geschäftsanwendungen konzipiert und erstellt werden. Diese Entwicklung wird durch beeindruckende Marktprognosen untermauert. Analysten von Gartner prognostizieren, dass bis zum Jahr 2025 über 70 % aller neuen Anwendungen in Unternehmen mithilfe von Low-Code- oder No-Code-Technologien entwickelt werden – ein dramatischer Anstieg von weniger als 25 % im Jahr 2020. Dieser globale Trend spiegelt sich auch in Deutschland wider: Der Markt für Low-Code-Entwicklungsplattformen soll hierzulande von rund 449 Millionen US-Dollar im Jahr 2022 auf über 2,3 Milliarden US-Dollar bis 2030 anwachsen, was einer jährlichen Wachstumsrate (CAGR) von 22,7 % entspricht. Low-Code ist keine Nischentechnologie mehr, sondern wird zu einem zentralen Baustein der IT-Strategie in deutschen Unternehmen.

Die Konvergenz des IT-Fachkräftemangels und des Aufstiegs von Low-Code ist kein Zufall, sondern eine direkte Ursache-Wirkungs-Beziehung, die eine einzigartige strategische Chance für mittelständische Unternehmen schafft. Das Kernproblem ist ein kritischer Engpass: eine hohe Nachfrage nach digitalen Lösungen zur Steigerung der Effizienz oder Verbesserung des Kundenerlebnisses trifft auf einen Mangel an verfügbaren und bezahlbaren Entwicklerressourcen. Der traditionelle Lösungsansatz – die Einstellung zusätzlicher Entwickler oder die Beauftragung teurer Agenturen – ist für viele KMU aus Kosten- und Zeitgründen nicht realisierbar. Dies führt zu einem wachsenden Stau an IT-Projekten und bremst die Geschäftsentwicklung. Low-Code-Plattformen setzen genau hier an, indem sie als strategisches "Ventil" fungieren. Sie befähigen die Fachexperten, die bereits im Unternehmen sind – die sogenannten „Citizen Developer“ –, einfache Anwendungen selbst zu erstellen. Diese Mitarbeiter verfügen über tiefes Prozesswissen, das oft am schwierigsten an externe Entwickler zu vermitteln ist. Für ein KMU ist Low-Code daher nicht nur ein Produktivitätswerkzeug, sondern ein strategischer Hebel, um eine fundamentale Ressourcenbeschränkung zu überwinden und das bereits vorhandene Innovationspotenzial in den Fachabteilungen freizusetzen.

Dieser Bericht dient als pragmatischer Leitfaden für deutsche KMU, um von der Theorie zur Praxis überzugehen. Er stellt fünf spezifische, hochwirksame Projekte vor, die von den Fachabteilungen initiiert werden können, um sofortige Effizienzgewinne zu erzielen, Innovation zu fördern und eine Grundlage für eine nachhaltige digitale Transformation zu schaffen. Dabei werden die kritischen Anforderungen der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) und die unerlässliche Zusammenarbeit mit der IT-Abteilung durchgehend berücksichtigt.


I. Die Low-Code-Revolution: Warum sie für deutsche KMU unverzichtbar ist


Dieser Abschnitt beleuchtet die zentralen Wertversprechen von Low-Code und übersetzt die generischen Vorteile in den spezifischen Kontext des deutschen Mittelstands.


A. Geschwindigkeit und Agilität

Einer der signifikantesten Vorteile von Low-Code ist die drastisch verkürzte Zeit bis zur Markteinführung. Analysten und Praxisberichte bestätigen, dass Low-Code die Softwareentwicklung im Vergleich zu traditionellen Methoden um das bis zu Zehnfache beschleunigen kann. Anstatt Monate oder gar Jahre auf eine neue Anwendung zu warten, können Unternehmen funktionale Prototypen und fertige Lösungen innerhalb von Wochen oder sogar Tagen bereitstellen. Dies wird durch visuelle Entwicklungsumgebungen, Drag-and-Drop-Editoren und eine Vielzahl vorgefertigter Module und Vorlagen ermöglicht.

Für den deutschen Mittelstand bedeutet dies eine neu gewonnene Fähigkeit, agil auf Marktveränderungen zu reagieren, neue Geschäftsideen mit minimalem Risiko zu testen oder interne Prozesse zu digitalisieren, die zuvor im IT-Rückstau feststeckten. Es geht darum, sich in der Geschwindigkeit des Geschäfts zu bewegen, nicht in der Geschwindigkeit des IT-Budgetzyklus. Diese Agilität kann den entscheidenden Unterschied ausmachen, um im Wettbewerb die Nase vorn zu haben.


B. Kosteneffizienz und ROI

Low-Code-Plattformen senken die Entwicklungskosten erheblich. Eine Studie zeigt, dass die Kosten für die App-Entwicklung um das bis zu Dreifache reduziert werden können. Diese Einsparungen resultieren aus der geringeren Abhängigkeit von hochspezialisierten und teuren Entwicklungsteams sowie aus minimierten Investitionen in die IT-Infrastruktur. Eine Umfrage unter Unternehmen ergab, dass 84 % Low-Code einsetzen, um die Belastung ihrer IT-Ressourcen zu verringern.

Für KMU, die mit begrenzten Budgets wirtschaften müssen, ist dies ein entscheidender Faktor. Der Return on Investment (ROI) manifestiert sich jedoch nicht nur in eingesparten Gehältern für Entwickler. Er liegt ebenso in den vermiedenen Opportunitätskosten nicht digitalisierter Prozesse – den verschwendeten Arbeitsstunden durch manuelle Tätigkeiten, den entgangenen Verkaufsabschlüssen aufgrund langsamer Abläufe oder den negativen Kundenerfahrungen durch mangelnden Service. Low-Code ermöglicht es, diese verborgenen Kostenfaktoren gezielt zu adressieren.


C. Demokratisierung der Entwicklung

Die Low-Code-Bewegung führt zu einer fundamentalen Demokratisierung der Softwareentwicklung. Gartner prognostiziert, dass bis 2024 bereits 80 % der Technologieprodukte und -dienstleistungen von Personen außerhalb der klassischen IT-Berufe erstellt werden. Dies ist der Aufstieg des "Citizen Developers" – Fachexperten ohne formale Programmierkenntnisse, die mithilfe von Low-Code-Plattformen selbst Anwendungen erstellen können.

Im Mittelstand bedeutet dies eine enorme Stärkung der Fachexperten. Der Vertriebsleiter, der Logistikkoordinator oder die HR-Spezialistin kennen ihre Prozesse in- und auswendig. Low-Code gibt ihnen die Werkzeuge an die Hand, um genau die Lösungen zu bauen, die sie für ihre tägliche Arbeit benötigen. Das Ergebnis sind Anwendungen, die von Anfang an besser auf die realen Anforderungen zugeschnitten sind, was die Akzeptanz und den Nutzen massiv erhöht.


D. Brückenbau zwischen Fachabteilung und IT

Traditionell ist die Kluft zwischen den Anforderungen der Fachabteilungen und der technischen Umsetzung durch die IT eine der größten Hürden in Digitalisierungsprojekten. Low-Code-Plattformen überbrücken diese Kluft, indem sie eine gemeinsame, visuelle Sprache für die Softwareentwicklung schaffen. Anstatt eines textbasierten, oft missverständlichen Anforderungsdokuments arbeiten Fachabteilung und IT gemeinsam an einem visuellen, funktionalen Prototyp.

Diese Form der Zusammenarbeit reduziert Missverständnisse drastisch, verkürzt Feedbackschleifen und fördert eine Kultur der Co-Kreation. Anstelle einer "Auftraggeber-Dienstleister"-Beziehung zwischen den Abteilungen entsteht eine partnerschaftliche Zusammenarbeit. Die IT kann ihre Rolle vom reinen Umsetzer zum strategischen Berater und Enabler wandeln, der die Fachabteilungen bei der sicheren und skalierbaren Entwicklung ihrer Lösungen unterstützt.


II. 5 Sofort Umsetzbare Low-Code-Projekte mit Hohem ROI


Dies ist der Kern dieses Berichts. Jedes der folgenden Projekte ist als eigenständiger Leitfaden konzipiert, der eine konkrete Idee, den Nutzen, Umsetzungstipps und wichtige Abstimmungspunkte mit der IT-Abteilung umfasst.



Projekt 1: Automatisierung des Genehmigungsworkflows


Projektidee & Anwendungsfall

In nahezu jedem Unternehmen gibt es mehrstufige Genehmigungsprozesse, die aktuell über E-Mail-Ketten, Papierformulare oder unübersichtliche Excel-Listen abgewickelt werden. Typische Beispiele sind die Beantragung von Anschaffungen, Urlaubsanträge, die Abrechnung von Reisekosten oder die Freigabe von Marketingbudgets. Diese manuellen Prozesse sind oft von Verzögerungen, mangelnder Transparenz (z. B. „Bei wem liegt der Antrag gerade?“) und fehleranfälliger, doppelter Dateneingabe geprägt. Ein automatisierter Workflow digitalisiert diesen gesamten Prozess von der Antragstellung bis zur finalen Archivierung.


Konkreter Nutzen

  • Effizienz: Die Bearbeitungszeit wird drastisch reduziert, da Anträge automatisch an die richtige Person weitergeleitet werden und manuelle Eingriffe entfallen.

  • Transparenz: Ein zentrales Dashboard zeigt allen Beteiligten in Echtzeit den Status jedes einzelnen Antrags. Rückfragen erübrigen sich.

  • Compliance & Auditierbarkeit: Jeder Schritt, jede Entscheidung und jede Freigabe wird in einem digitalen, unveränderlichen Protokoll (Audit Trail) festgehalten. Dies ist für Finanz- und Qualitätsaudits von unschätzbarem Wert.

  • Mitarbeiterzufriedenheit: Frustrierende, bürokratische Hürden werden abgebaut, was die Zufriedenheit und Produktivität der Mitarbeiter steigert.


Umsetzungstipps für die Fachabteilung

  1. Einfach anfangen: Wählen Sie einen einzelnen Prozess aus, der einen hohen Leidensdruck verursacht, aber eine geringe Komplexität aufweist (z. B. Urlaubsanträge).

  2. Prozess visualisieren: Zeichnen Sie den aktuellen Prozess auf: Wer initiiert den Antrag? Welche Informationen werden benötigt? Wer sind die Genehmiger auf den verschiedenen Stufen? Was passiert nach der endgültigen Genehmigung?

  3. Formular erstellen: Nutzen Sie den Drag-and-Drop-Editor des Low-Code-Tools, um ein digitales Eingabeformular zu erstellen, das alle erforderlichen Felder enthält.

  4. Logik definieren: Verwenden Sie den visuellen Workflow-Builder, um die Genehmigungsschritte abzubilden (z. B. „Wenn Betrag > 1.000 €, sende an Abteilungsleiter; andernfalls sende an Teamleiter“).

  5. Test mit einer Pilotgruppe: Führen Sie die neue Anwendung zunächst mit einer kleinen, aufgeschlossenen Gruppe von Mitarbeitern ein, um Feedback zu sammeln, bevor sie unternehmensweit ausgerollt wird.


DSGVO-konforme Tool-Vorschläge

  • Microsoft Power Automate: Die ideale Wahl für Unternehmen, die bereits Microsoft 365 nutzen. Es lässt sich nahtlos in SharePoint (für die Datenspeicherung), Teams (für Benachrichtigungen und Genehmigungen) und Outlook integrieren. Die Daten werden innerhalb des Microsoft-365-Tenants gespeichert, wobei klare GDPR-Konformität und Datenresidenzoptionen zur Verfügung stehen.

  • Make.com (ehemals Integromat): Hervorragend geeignet, um eine Vielzahl von Nicht-Microsoft-Cloud-Diensten miteinander zu verbinden. So kann beispielsweise ein Formular in Typeform einen Genehmigungsworkflow auslösen, der eine Google-Tabelle aktualisiert und eine Nachricht in Slack sendet. Make.com verfügt über strenge GDPR-Richtlinien und bietet Optionen für das Datenhosting in der EU.


Wichtige Abstimmungspunkte mit der IT

  • Authentifizierung: „Wie stellen wir sicher, dass nur autorisierte Mitarbeiter Anträge einsehen und genehmigen können? Können wir unser bestehendes Firmen-Login (z. B. Microsoft 365 Single Sign-On) verwenden?“

  • Datenspeicherung: „Wo werden die Daten aus diesen Formularen gespeichert? Entspricht dies den Datenaufbewahrungs- und Sicherheitsrichtlinien unseres Unternehmens?“

  • Integration: „Wir müssen eine Verbindung zu unserer Buchhaltungssoftware herstellen. Können Sie uns helfen, den API-Zugang sicher zu konfigurieren?“



Projekt 2: Zentrales Projekt- & Aufgaben-Dashboard


Projektidee & Anwendungsfall

Dieses Projekt zielt darauf ab, eine zentrale Informationsquelle („Single Source of Truth“) für die Verwaltung von abteilungsinternen Projekten oder funktionsübergreifenden Initiativen zu schaffen. Es ersetzt verstreute Informationen in E-Mails, unzähligen Excel-Dateien und verschiedenen To-Do-Listen. Das Ergebnis ist ein klares, jederzeit aktuelles Bild über Aufgaben, Fristen, Verantwortlichkeiten und den Gesamtstatus eines Projekts.


Konkreter Nutzen

  • Klarheit & Fokus: Jeder im Team weiß genau, woran er arbeiten muss und wann die Frist abläuft.

  • Verantwortlichkeit: Aufgaben sind klar einer Person zugewiesen, was die Eigenverantwortung stärkt.

  • Echtzeit-Einblicke: Das Management erhält einen sofortigen Überblick über den Projektfortschritt, ohne ständige Status-Meetings einberufen zu müssen.

  • Reduzierter Verwaltungsaufwand: Es wird weniger Zeit für das Einholen von Updates und das manuelle Erstellen von Statusberichten aufgewendet.


Umsetzungstipps für die Fachabteilung

  1. Datenstruktur definieren: Welche Informationen müssen Sie für jedes Projekt und jede Aufgabe erfassen? (z. B. Projektname, Aufgabenbeschreibung, Verantwortlicher, Fälligkeitsdatum, Status, Priorität, zugehörige Dokumente).

  2. Datenbank aufbauen: Nutzen Sie ein Tool wie Airtable oder Ninox, um Tabellen für „Projekte“ und „Aufgaben“ zu erstellen und diese miteinander zu verknüpfen.

  3. Ansichten erstellen: Gestalten Sie verschiedene Ansichten für unterschiedliche Zielgruppen: eine „Meine Aufgaben“-Ansicht für einzelne Mitarbeiter, ein „Kanban-Board“ für die Wochenplanung, ein „Gantt-Diagramm“ für langfristige Zeitpläne und ein „Dashboard“ mit den wichtigsten Kennzahlen für das Management.

  4. Kommunikation integrieren: Richten Sie Automatisierungen ein, die an bevorstehende Fristen erinnern oder Teammitglieder benachrichtigen, wenn ihnen eine neue Aufgabe zugewiesen wird.


DSGVO-konforme Tool-Vorschläge

  • Airtable: Eine leistungsstarke, benutzerfreundliche Mischung aus Datenbank und Tabellenkalkulation. Hervorragend geeignet, um flexible Datenstrukturen und benutzerdefinierte Ansichten zu erstellen. Airtable bietet EU-Datenresidenz und ein umfassendes Data Processing Addendum (DPA) für die GDPR-Konformität.

  • Ninox: Eine starke deutsche Alternative mit Fokus auf relationale Datenmodellierung. Der entscheidende Vorteil ist das standardmäßige Hosting auf ISO-27001-zertifizierten Servern in Deutschland, was es zu einer sehr sicheren Wahl für datenschutzbewusste KMU macht. Fallstudien belegen den erfolgreichen Einsatz für komplexes Projektmanagement.


Wichtige Abstimmungspunkte mit der IT

  • Datensensibilität: „Speichern wir in diesem Tool sensible Kunden- oder Mitarbeiterdaten? Wenn ja, welche Anforderungen an die Zugriffskontrolle müssen wir erfüllen?“

  • Tool-Prüfung: „Wir möchten Airtable/Ninox verwenden. Können Sie deren Sicherheits- und GDPR-Dokumentation (DPA, ISO-Zertifizierungen) prüfen, um sicherzustellen, dass sie unseren Unternehmensstandards entsprechen?“.

  • Langfristige Skalierbarkeit: „Wenn dieser Pilot erfolgreich ist, kann dieses Tool in Zukunft mit anderen Kernsystemen integriert werden?“



Projekt 3: Individuelles Nischen-CRM


Projektidee & Anwendungsfall

Hier geht es um den Aufbau eines einfachen, aber hochgradig maßgeschneiderten Customer-Relationship-Management-Tools (CRM) für einen spezifischen Vertriebsprozess, der von großen, komplexen Systemen wie Salesforce nicht gut abgedeckt wird. Ein Beispiel: Ein B2B-Maschinenbauunternehmen muss einen langen Verkaufszyklus verfolgen, der Ingenieure, den Einkauf und das Management des Kunden einbezieht. Das CRM benötigt benutzerdefinierte Felder für technische Spezifikationen, Projektmeilensteine und involvierte Ansprechpartner.


Konkreter Nutzen

  • Perfekte Passform: Das Werkzeug bildet den tatsächlichen Vertriebsprozess ab, nicht umgekehrt. Dies steigert die Akzeptanz bei den Vertriebsmitarbeitern erheblich.

  • Kosteneffektiv: Es werden teure Lizenzen und unnötige Funktionen von überdimensionierten CRM-Plattformen vermieden.

  • Agilität: Das CRM kann schnell angepasst werden, wenn sich der Vertriebsprozess weiterentwickelt.

  • Datenhoheit: Wertvolle Kundendaten, die sonst in den Excel-Listen einzelner Vertriebler leben würden, werden zentralisiert und dem Unternehmen zugänglich gemacht.


Umsetzungstipps für die Fachabteilung

  1. Customer Journey abbilden: Definieren Sie die Phasen Ihres Vertriebstrichters (z. B. Lead, Erstkontakt, Bedarfsanalyse, Angebot, Verhandlung, Abschluss).

  2. Wichtige Datenpunkte definieren: Was müssen Sie über jeden Kontakt und jeden Deal wissen? (z. B. Unternehmensgröße, Branche, Hauptentscheidungsträger, Budget, technische Anforderungen).

  3. Kerntabellen erstellen: Erstellen Sie Tabellen für „Unternehmen“, „Kontakte“ und „Deals“.

  4. Lead-Erfassung automatisieren: Nutzen Sie ein Tool wie Make.com, um automatisch einen neuen „Deal“ in Ihrem CRM anzulegen, sobald ein Kontaktformular auf Ihrer Website ausgefüllt wird.

  5. Vertriebs-Dashboard erstellen: Bauen Sie ein visuelles Dashboard, das die Vertriebspipeline, Konversionsraten und die Leistung einzelner Mitarbeiter anzeigt.


DSGVO-konforme Tool-Vorschläge

  • Ninox: Wiederum eine ausgezeichnete Wahl aufgrund des deutschen Datenhostings und der leistungsstarken relationalen Datenbankfunktionen, die für ein CRM unerlässlich sind.

  • Airtable + Softr/Glide: Airtable kann als Backend-Datenbank dienen, während ein Tool wie Softr oder Glide verwendet wird, um eine benutzerfreundliche Web-App-Oberfläche für das Vertriebsteam zu erstellen. Diese Kombination ist äußerst flexibel und bietet eine ansprechendere Benutzererfahrung als die rohe Datenbank. Sowohl Airtable als auch seine Frontend-Partner haben klare GDPR-Richtlinien.


Wichtige Abstimmungspunkte mit der IT

  • Datenschutz (entscheidend): „Dieses System wird personenbezogene Kundendaten enthalten. Wir müssen sicherstellen, dass wir einen Auftragsverarbeitungsvertrag (AVV) mit dem Anbieter haben und dass wir Anfragen von Betroffenen (Auskunft, Löschung) gemäß DSGVO erfüllen können.“.

  • E-Mail-Integration: „Wie können wir an Kunden gesendete E-Mails aus Outlook/Gmail in unserem neuen CRM protokollieren?“

  • Sicherheitsprüfung: „Bitte führen Sie eine Sicherheitsüberprüfung der ausgewählten Plattform(en) durch, um sicherzustellen, dass sie unsere Standards für Datenverschlüsselung und Zugriffskontrolle erfüllen.“



Projekt 4: Digitalisierung der mobilen Datenerfassung


Projektidee & Anwendungsfall

Dieses Projekt ersetzt papierbasierte Formulare, die von Mitarbeitern im Außendienst verwendet werden. Beispiele hierfür sind Servicetechniker, die Wartungsberichte ausfüllen, Qualitätsprüfer, die Standortaudits durchführen, Bauteams, die den täglichen Fortschritt protokollieren, oder Vertriebsmitarbeiter, die auf einer Messe Leads erfassen.


Konkreter Nutzen

  • Echtzeitdaten: Informationen sind sofort in der Zentrale verfügbar. Das Warten auf die Rückkehr von Papierformularen und deren anschließende manuelle Eingabe entfällt.

  • Reichhaltigere Daten: Mobile Apps können Fotos, GPS-Standorte und Unterschriften erfassen, was auf Papier unmöglich ist.

  • Reduzierte Fehlerquote: Dropdown-Menüs, Pflichtfelder und Validierungsregeln eliminieren unleserliche Handschriften und unvollständige Informationen.

  • Gesteigerte Produktivität: Außendienstmitarbeiter verbringen weniger Zeit mit Papierkram und mehr Zeit mit ihren Kernaufgaben.


Umsetzungstipps für die Fachabteilung

  1. Formular nachbilden: Beginnen Sie damit, eine digitale Version des vorhandenen Papierformulars zu erstellen.

  2. Mit mobilen Funktionen anreichern: Fügen Sie Felder für Foto-Uploads, das Scannen von Barcodes oder die Erfassung von Unterschriften hinzu.

  3. Offline-Zugriff ermöglichen: Stellen Sie sicher, dass die App Daten offline speichern und automatisch synchronisieren kann, sobald eine Verbindung verfügbar ist – eine entscheidende Funktion für die Arbeit im Außendienst.

  4. Folgeprozess automatisieren: Lösen Sie einen Workflow aus, wenn ein Formular abgeschickt wird. Beispiel: Ein ausgefüllter Wartungsbericht generiert automatisch ein PDF, sendet es per E-Mail an den Kunden und erstellt eine Folgeaufgabe im zentralen Projekt-Dashboard.


DSGVO-konforme Tool-Vorschläge

  • Microsoft Power Apps: Der klare Marktführer in diesem Bereich, insbesondere für die Entwicklung mobiler Apps, die sich in das Microsoft-Ökosystem integrieren. Power Apps verfügt über starke Offline-Fähigkeiten und robuste Governance- und Sicherheitsfunktionen, die über das Power Platform Admin Center verwaltet werden.

  • Glide: Eine sehr einfache und schnelle Möglichkeit, mobile Apps aus einer Google-Tabelle oder einer Airtable-Basis zu erstellen. Hervorragend geeignet für weniger komplexe Anwendungsfälle, bei denen Geschwindigkeit im Vordergrund steht.


Wichtige Abstimmungspunkte mit der IT

  • Geräteverwaltung: „Wie wird diese App auf den Firmenhandys bereitgestellt? Haben wir eine Mobile-Device-Management-Lösung (MDM)?“

  • Datensicherheit bei der Übertragung: „Wir müssen bestätigen, dass alle vom mobilen Gerät zum Server übertragenen Daten verschlüsselt sind.“.

  • API-Zugriff: „Die App muss Kundendaten aus unserem ERP-System abrufen, um Formulare vorab auszufüllen. Können Sie einen sicheren, schreibgeschützten API-Zugriff bereitstellen?“



Projekt 5: Self-Service-Kundenportal


Projektidee & Anwendungsfall

Die Erstellung eines sicheren Webportals, in dem sich Kunden einloggen können, um einfache Aktionen selbst durchzuführen und so das Kundensupport-Team zu entlasten. Beispiele sind die Überprüfung des Bestellstatus, das Herunterladen von Rechnungen, der Zugriff auf eine Wissensdatenbank oder Produktdokumentationen oder die Einreichung eines Support-Tickets.


Konkreter Nutzen

  • Reduzierte Supportkosten: Häufige, sich wiederholende Anfragen werden vom Support-Team abgelenkt, sodass sich dieses auf komplexere Probleme konzentrieren kann.

  • Verbessertes Kundenerlebnis: Kunden erhalten rund um die Uhr Zugang zu Informationen und ein Gefühl der Kontrolle.

  • Wettbewerbsvorteil: Ein modernes Self-Service-Portal kann für ein KMU ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal sein.


Umsetzungstipps für die Fachabteilung

  1. Häufige Anfragen identifizieren: Analysieren Sie Ihre Support-Tickets. Was sind die Top 3-5 Fragen, die Kunden stellen? Beginnen Sie damit, für diese Anfragen Self-Service-Lösungen bereitzustellen.

  2. Backend-Daten strukturieren: Organisieren Sie die Daten, die Kunden benötigen (z. B. Bestellungen, Rechnungen), in einer strukturierten Datenbank wie Airtable oder einer SharePoint-Liste.

  3. Frontend erstellen: Verwenden Sie ein Portal-Tool, um die Login-Seite und die Benutzeroberfläche zu erstellen. Verbinden Sie dieses Frontend mit Ihrer Backend-Datenquelle.

  4. Berechtigungen verwalten: Dies ist von entscheidender Bedeutung. Stellen Sie sicher, dass ein Kunde nach dem Einloggen nur seine eigenen Daten sehen kann.

  5. Starten und bewerben: Führen Sie das Portal zunächst mit einer Pilotgruppe von Kunden ein. Rollen Sie es dann breit aus und bewerben Sie es in Ihren E-Mail-Signaturen und auf Ihrer Website.


DSGVO-konforme Tool-Vorschläge

  • Microsoft Power Pages (Teil der Power Platform): Speziell für den Aufbau extern zugänglicher, sicherer Portale konzipiert, die sich mit Dataverse (der Datenbank hinter Dynamics 365 und der Power Platform) verbinden. Es verfügt über integrierte Sicherheits- und Authentifizierungsfunktionen auf Unternehmensniveau.

  • Softr + Airtable: Eine sehr beliebte und zugängliche Kombination für KMU. Airtable fungiert als einfach zu verwaltende Datenbank, und Softr bietet die Werkzeuge, um darauf ein ansprechendes, sicheres Portal mit granularen Berechtigungen auf Benutzerebene zu erstellen.


Wichtige Abstimmungspunkte mit der IT

  • Authentifizierung & Sicherheit (höchste Priorität): „Dies ist ein extern zugängliches System. Wir benötigen Ihre Expertise, um die Authentifizierung und die Berechtigungen korrekt zu konfigurieren, damit kein Risiko eines Datenlecks zwischen Kunden besteht.“.

  • Integration mit Kernsystemen: „Wie können wir Daten aus unserem ERP-/Buchhaltungssystem sicher und in Echtzeit mit der Datenbank des Portals synchronisieren?“

  • Domain und Branding: „Können Sie uns helfen, das Portal auf einer benutzerdefinierten Subdomain (z. B. portal.unserunternehmen.de) einzurichten und sicherzustellen, dass es dem Branding unseres Unternehmens entspricht?“


III. Die Wahl der Richtigen Plattform: Ein Leitfaden für DSGVO-konforme Tools


Die Wahl der richtigen Low-Code-Plattform ist eine strategische Entscheidung. Es geht nicht nur um Funktionen, sondern um Sicherheit, Skalierbarkeit und vor allem um die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften. Dieser Abschnitt bietet einen Rahmen für eine fundierte Entscheidung, mit einem starken Fokus auf die DSGVO-Konformität – eine nicht verhandelbare Anforderung für deutsche KMU.


Wichtige Entscheidungskriterien für KMU

  • Datenresidenz & Hosting: Wo werden meine Daten gespeichert? Für viele deutsche KMU ist eine klare „Gehostet in Deutschland/EU“-Option ein entscheidender Vorteil, da dies die Einhaltung der DSGVO vereinfacht.

  • DSGVO-Konformität: Bietet der Anbieter einen Auftragsverarbeitungsvertrag (AVV) an? Ist er nach relevanten Standards wie ISO 27001 (Informationssicherheit) oder SOC 2 zertifiziert?.

  • Integrationsfähigkeiten: Wie gut lässt sich die Plattform mit den Werkzeugen verbinden, die bereits im Einsatz sind (z. B. Microsoft 365, SAP, DATEV)?

  • Skalierbarkeit & Vendor Lock-in: Kann die Plattform mit dem Unternehmen wachsen? Was passiert, wenn man den Anbieter wechseln möchte? Proprietäre Technologien können eine Migration erschweren und kostspielig machen.

Die folgende Tabelle dient als leistungsstarkes Entscheidungsinstrument für nicht-technische Manager. Sie verdichtet komplexe Informationen in ein klares, vergleichbares Format und ermöglicht es einem Manager, seine geschäftlichen Anforderungen und Compliance-Vorgaben schnell mit der am besten geeigneten Plattform abzugleichen. Sie geht über eine reine Funktionsliste hinaus und berücksichtigt strategische Aspekte wie Datenhosting und ideale Anwendungsfälle. Dies spart Stunden an Recherche und ermöglicht eine fundiertere Diskussion mit der IT-Abteilung.


Low-Code-Plattformen für KMU im Vergleich

Merkmal

Microsoft Power Platform

Ninox

Make.com

Airtable

Hauptfunktionen

Tiefe Integration mit M365/Azure, starke mobile App- (Power Apps) & Workflow- (Power Automate) Fähigkeiten, unternehmensweite Governance.

Relationaler Datenbank-Builder, hochgradig anpassbar, starker Fokus auf Datenmodellierung.

Leistungsstarke Workflow-Automatisierung, verbindet über 1000 verschiedene Cloud-Anwendungen, visueller "Szenario"-Builder.

Flexible Mischung aus Tabellenkalkulation und Datenbank, hervorragend für die Zusammenarbeit, benutzerdefinierte Ansichten (Kanban, Gantt).

Idealer Anwendungsfall

Automatisierung interner Prozesse in Microsoft-zentrierten Organisationen; Erstellung mobiler Apps für Außendienstmitarbeiter.

Aufbau von benutzerdefinierten ERP/CRM-Systemen, komplexen Datenverwaltungsanwendungen, Projektmanagement-Hubs.

Integration unterschiedlicher Systeme; Automatisierung komplexer, mehrstufiger Workflows über verschiedene SaaS-Tools hinweg.

Projektmanagement, Redaktionskalender, einfache CRMs, flexible Datenerfassung und -organisation.

Hosting & Datenresidenz

EU/Deutsche Rechenzentren verfügbar. Kunde wählt die Region der Umgebung.

Standard-Hosting in Deutschland (ISO 27001 zertifizierte Rechenzentren). Ein entscheidender Vorteil.

EU-Rechenzentrumsoption (AWS Frankfurt) verfügbar.

EU-Datenresidenzoption für Enterprise-Pläne verfügbar. Einige Metadaten können in den USA gespeichert werden.

DSGVO-Konformität (Zusammenfassung)

Umfassende Dokumentation, AVV, ISO 27001/27701 zertifiziert. Microsoft agiert als Auftragsverarbeiter.

Starker DSGVO-Fokus, ISO 27001/9001 zertifiziert, bietet spezifische DSGVO-Verwaltungsvorlagen.

AVV, SOC 2 Typ 2 konform, EU-Datenverarbeitungsoptionen.

AVV mit Standardvertragsklauseln, ISO 27001/27701 zertifiziert, robuste Sicherheitsfunktionen.

Preismodell

Pro-Benutzer/pro-App/pro-Flow-Lizenzierung. Kann komplex sein. Oft in höherwertigen M365-Lizenzen enthalten.

Pro-Benutzer-Abonnement. Bietet On-Premise- und Private-Cloud-Optionen.

Basiert auf der Anzahl der "Operationen" (Aufgaben) pro Monat. Gestaffelte Pläne.

Pro-Benutzer-Abonnement mit kostenloser Stufe. Funktionsgestaffelte Pläne.


IV. Erfolgreiche Einführung: Von der Idee zur unternehmensweiten Strategie


Die Einführung von Low-Code ist mehr als nur die Auswahl eines Tools. Es ist ein organisatorischer Wandel, der eine durchdachte Strategie erfordert, um die Vorteile zu maximieren und die Risiken zu minimieren.


A. Governance statt Schatten-IT

Die größte Stärke von Low-Code – seine einfache Bedienbarkeit – birgt auch das größte Risiko. Wenn Mitarbeiter in den Fachabteilungen ohne Aufsicht und Abstimmung mit der IT-Abteilung Anwendungen erstellen, entsteht sogenannte „Schatten-IT“. Dies führt zu erheblichen Gefahren: Es entstehen unkontrollierte Datensilos, Sicherheitslücken und Compliance-Verstöße (insbesondere gegen die DSGVO). Eine Studie fand heraus, dass 31 % der bösartigen Anfragen auf solche ungesicherten Schatten-APIs abzielen. Wenn der „Citizen Developer“, der eine kritische Anwendung gebaut hat, das Unternehmen verlässt, kann dies zu massiven Betriebsstörungen führen.

Die Lösung ist nicht, Low-Code zu verbieten, sondern eine Governance-Struktur zu etablieren. Ein Governance-Rahmenwerk dient nicht dazu, Innovation zu blockieren, sondern einen sicheren und geschützten Raum („Sandbox“) zu schaffen, in dem die Fachabteilungen effektiv und sicher innovieren können. Es geht darum, „asphaltierte Straßen“ bereitzustellen, anstatt jeden durch den Schlamm fahren zu lassen.


B. Ein Governance-Modell für KMU

Für ein mittelständisches Unternehmen muss ein solches Modell pragmatisch und schlank sein, keine 100-seitige Konzernrichtlinie.

  1. Einrichtung eines Center of Excellence (CoE): Dies kann ein virtuelles Team sein, bestehend aus beispielsweise einer Person aus der IT und einer aus einer zentralen Fachabteilung. Die Aufgabe des CoE ist es, zu leiten und zu beraten, nicht zu blockieren. Es stellt Best Practices bereit, prüft neue Tools und hilft bei komplexen Integrationen.

  2. Definition klarer Regeln: Erstellen Sie ein einfaches, einseitiges Dokument, das die grundlegenden Spielregeln festlegt:

    • Geprüfte Werkzeuge: Eine Liste der von der IT freigegebenen, DSGVO-konformen Low-Code-Plattformen.

    • Datenklassifizierung: Eine einfache Einteilung von Daten (z. B. Öffentlich, Intern, Vertraulich/Personenbezogen). Anwendungen, die vertrauliche Daten verarbeiten, erfordern eine obligatorische Überprüfung durch das CoE.

    • Überprüfungsprozess: Ein unkomplizierter Prozess zur Überprüfung einer neuen App (z. B. „Füllen Sie dieses Formular mit 5 Fragen aus, und das CoE wird innerhalb von 48 Stunden antworten“).

  3. Bereitstellung von Schulungen & Vorlagen: Bieten Sie kurze Schulungen und vorgefertigte Vorlagen für häufige Anwendungsfälle an. Dies fördert von Anfang an bewährte Vorgehensweisen und beschleunigt die Entwicklung.

  4. Überwachung & Audit: Die IT sollte die plattformeigenen Werkzeuge (wie das Power Platform Admin Center) nutzen, um die Erstellung von Apps zu überwachen, potenzielle Risiken zu identifizieren und sicherzustellen, dass die Richtlinien eingehalten werden.

Dieser Ansatz verlagert den Fokus von reiner Kontrolle hin zur Befähigung. Eine effektive Governance in einem KMU ist weniger eine polizeiliche Funktion der IT als vielmehr ein kollaboratives Bildungsprogramm. Das Ziel ist es, die Fähigkeiten der Citizen Developer zu erweitern, nicht ihre Handlungen zu überwachen. Die Hauptursache für Risiken durch Schatten-IT ist mangelndes Bewusstsein, nicht böswillige Absicht. Ein Mitarbeiter aus dem Vertrieb versteht möglicherweise nicht die Implikationen der Speicherung von Kundendaten in einem nicht konformen Tool oder der falschen Konfiguration von Berechtigungen. Indem das CoE die Mitarbeiter in den Grundlagen der Datensicherheit, der API-Verwaltung und des Prozessdesigns schult, schafft das KMU eine digital versiertere Belegschaft. Dies baut eine skalierbare, widerstandsfähige Innovationskultur auf, in der Geschwindigkeit und Sicherheit keine Gegensätze, sondern zwei Seiten derselben Medaille sind.


C. Das Management überzeugen

Um die Geschäftsführung für eine Investition in Low-Code zu gewinnen, muss der Vorschlag in der Sprache des Managements formuliert werden – es geht um Geschäftsergebnisse, nicht um Technologie.

  1. Fokus auf Geschäftswert: Argumentieren Sie mit Kennzahlen wie ROI, Effizienzsteigerung, Risikominderung und Wettbewerbsvorteil. Studien zeigen, dass die wichtigsten Vorteile für Unternehmen die Steigerung der Prozesseffizienz (von 53 % genannt) und der Mitarbeiterproduktivität (51 %) sind.

  2. Klein anfangen, schnell überzeugen: Schlagen Sie nicht die Einführung einer unternehmensweiten Plattform vor, sondern ein einzelnes, kostengünstiges Pilotprojekt mit hohem Nutzen aus dem vorherigen Abschnitt. Zeigen Sie Ergebnisse, anstatt nur darüber zu reden.

  3. Schmerzpunkte quantifizieren: Berechnen Sie die Kosten des aktuellen, ineffizienten Prozesses. Zum Beispiel: „Unser Team verbringt monatlich 50 Stunden mit der manuellen Bearbeitung dieser Rechnungen, was uns X € an Produktivitätsverlusten kostet.“

  4. Business Case präsentieren: Zeigen Sie auf, wie die Low-Code-Lösung dieses Problem zu einem Bruchteil der Kosten einer traditionellen Entwicklung löst. Positionieren Sie den Piloten als Blaupause für zukünftige Innovationen im gesamten Unternehmen.


Fazit: Der nächste Schritt auf Ihrer Digitalisierungsreise

Low-Code ist keine Zukunftsmusik mehr, sondern eine strategische Notwendigkeit für den deutschen Mittelstand. Die Technologie bietet einen klaren Weg zu mehr Geschwindigkeit, niedrigeren Kosten und größerer Innovationskraft, um den Herausforderungen des Marktes zu begegnen. Sie ermöglicht es Unternehmen, den kritischen Engpass des IT-Fachkräftemangels zu umgehen und das immense Prozesswissen ihrer eigenen Mitarbeiter direkt in digitale Lösungen umzusetzen.

Der Schlüssel zum Erfolg liegt in einem ausgewogenen Ansatz: der Ermächtigung der Fachabteilungen, ihre eigenen Probleme zu lösen, gepaart mit einem leichten, aber wirksamen Governance-Rahmen, der in Zusammenarbeit mit der IT-Abteilung für Sicherheit, Compliance und Skalierbarkeit sorgt. Die vorgestellten Projekte sind keine theoretischen Gedankenspiele, sondern praxiserprobte Anwendungsfälle, die in vielen KMU schnell einen messbaren Mehrwert liefern können.

Die Reise der tausend Meilen beginnt mit einem einzigen Schritt. Wählen Sie eines der fünf in diesem Bericht beschriebenen Projekte aus. Starten Sie einen Piloten. Demonstrieren Sie den Wert schnell und bauen Sie eine Eigendynamik auf. Beginnen Sie damit, Ihre Organisation von Grund auf zu transformieren – einen effizienten, automatisierten Prozess nach dem anderen.


V. Quellen und weiterführende Links